Der Sommer bringt nicht nur Sonne, sondern auch ernsthafte Herausforderungen für die Milchviehhaltung. Ein oft unterschätztes Problem ist der Hitzestress bei Kühen – ein Zustand, der sich schleichend entwickelt, aber massive Auswirkungen auf Tiergesundheit, Milchleistung und das gesamte Herdenmanagement haben kann.

Warum Hitzestress in der Milchviehhaltung so gefährlich ist

Schon bei moderaten Temperaturen ab 20 °C in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit geraten Milchkühe unter thermischen Stress. Da Kühe kaum schwitzen können, reagieren sie auf Hitze mit einer erhöhten Atemfrequenz. Oft stehen sie lieber, als dass sie liegen – ein erstes Warnsignal.

Spätestens wenn die Futteraufnahme sinkt und die Tiere dem Melkroboter fernbleiben, ist klar: Der Hitzestress ist massiv und wirkt sich direkt auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Tiere aus.

Mögliche Folgen von Hitzestress:

  • Reduzierte Futteraufnahme

  • Rückgang der Milchleistung

  • Schwächung des Immunsystems

  • Höheres Risiko für Stoffwechselstörungen

  • Fruchtbarkeitsprobleme

Praxistipps: Was hilft gegen Hitzestress im Stall?

Damit Kühe auch bei hohen Temperaturen gesund und leistungsfähig bleiben, sind gezielte Maßnahmen im Stallmanagement erforderlich. Folgende Punkte sind besonders wichtig:

1. Ausreichend Wasser bereitstellen

Wasser ist der wichtigste Faktor bei Hitze. Sauberes und frisches Wasser muss rund um die Uhr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. An sehr heißen Tagen kann eine Milchkuh bis zu 150 Liter Wasser benötigen. Alle Tränken regelmäßig auf Funktion und Sauberkeit prüfen.

2. Fütterung anpassen

Hitze drückt auf den Appetit. Daher empfiehlt es sich, die Fütterung in die kühleren Tageszeiten zu legen – etwa früh morgens und abends. Durch das Einmischen von Wasser in die Ration lässt sich die Schmackhaftigkeit verbessern und die Futteraufnahme steigern. Zudem verderben feuchte Rationen bei Hitze weniger schnell, wenn sie frisch angerichtet werden.

3. Luftzirkulation verbessern

Eine gute Belüftung ist entscheidend für ein angenehmes Stallklima. Ventilatoren sollten bereits ab etwa 20 °C laufen und für stetige Luftbewegung sorgen. Sprühkühlung (z. B. über Sprinkler) kann zusätzlich helfen – wichtig ist, dass die Systeme bis spät in die Nacht aktiv bleiben, mindestens bis 1 oder 2 Uhr morgens. Viele Betriebe schalten zu früh ab, obwohl die nächtliche Abkühlung entscheidend für die Erholung der Tiere ist.

4. Auch Trockensteher und Frischabkalber berücksichtigen

Diese Tiergruppen geraten bei Hitze schnell aus dem Fokus, obwohl sie besonders empfindlich reagieren. In Strohbuchten kann sich die Hitze stauen – das Stroh wird zum Wärmepolster. Wenn diese Kühe nicht mehr liegen wollen, ist das ein klares Warnsignal. Auch hier gilt: für gute Belüftung sorgen und wenn möglich kühle Rückzugsbereiche schaffen.

Fazit: Frühzeitiges Handeln schützt Tierwohl und Leistung

Wer seine Kühe regelmäßig beobachtet, erkennt Hitzestress frühzeitig. Schon kleine Anzeichen wie schnellere Atmung oder verändertes Liegeverhalten sollten ernst genommen werden. Mit gezielten Maßnahmen lassen sich die Auswirkungen deutlich reduzieren – zum Wohle der Tiere und der Wirtschaftlichkeit des Betriebs.